Ruhetag am Lago di Como - es gibt schlimmere Orte für eine Pause als das herrlich entspannte und erstaunlich bodenständig erscheinende Gravedona.
Nach dem spärlichen Frühstück, jedoch mit Spitzen- Kaffee, unterziehe ich meine Ausrüstung einer gründlichen Inventur. Alles wird ausgepackt und auf dem Bett ausgebreitet. Das wollte ich eigentlich schon in Goldrain gemacht haben, aber da war ich ja anderweitig beschäftigt.
Im Mittelpunkt des Interesses stehen natürlich Dinge, die in den letzten 55 Tagen ausschließlich im Rucksack waren und in dieser Zeit keiner Verwendung zugeführt werden konnten. 'Don't pack your fears' heißt es am Appalachian Trail, und lass alles zu Hause oder schicke zurück, was du nicht unmittelbar für das Gelingen der Tour brauchst. Da kommen heute Vormittag wider Erwarten doch einige Dinge zusammen, die ich nun zur Post bringen kann. 990 Gramm zeigt schließlich die Waage an. Das befreit und erleichtert, im wahrsten Sinne des Wortes. Das Versenden im Postamt ist ein Abenteuer für sich, das mit Google- Übersetzer, Händen und Füßen und viel beiderseitigen Humor gelöst wird.
Zudem tauchen bei der Aufräumaktion aus irgendeiner versteckten Nische meine Nordic Walking- Handschuhe wieder auf, die ich schon als verlustig verbucht hatte.
Auch meine Wanderschuhe werden geklebt, den Sekundenkleber hatte ich gestern in dem kleinen Supermarkt am Hafen entdeckt. Hoffentlich hält das. Die enttäuschende Performance meiner flammneuen Schuhe hatte Houston Mission Control zwischenzeitlich schon bei SPORT SCHUSTER reklamiert. Sie wollen mir ein Ersatzpaar zusenden; falls das dann so klappt wäre das eine vorbildliche kundenorientierte Vorgehensweise. Dadurch hätte ich auf jeden Fall ein Back Up daheim, was mich im schlechtesten Fall postlagernd erreichen könnte.
Danach sitze ich eigentlich den ganzen restlichen Tag im Schatten am See und schaue hinaus auf das Wasser, beobachte die Schiffe und strecke einfach nur die Beine aus. Ein Gefühl wie ein Tag Urlaub.
Zum Abendessen kaufe ich mir eine Pizza zum Mitnehmen und esse sie auf dem Balkon des Hotels.
Es ist so schön hier; es wird schwer, sich morgen wieder loszueisen...
Glück des Tages: Einfach stundenlang am See sitzen.
