Nach einem soliden Hotelfrühstück laufe ich zurück zum Bahnhof und fahre mit dem Zug um kurz nach acht zurück nach Meana di Susa, um die Etappe dort wieder aufzunehmen; auch heute klappt das Umsteigen in Bussoleo ausgezeichnet.
Zunächst steht erst einmal eine entspannte Wanderung durch mehrere Dörfer an, bis es im letzten Drittel steil hinauf gehen wird.
In Gragna, das etwa einen Kilometer hinter und etwas oberhalb des Bahnhofs liegt, kann ich mein Wasser auffüllen. Das Wasser in dem kleinen Park vor dem Bahnhof in Susa wollte trotz langem Laufenlassen partout nicht kalt werden, und eine warme Brühe aus dem öffentlichen Hahn ist mir dann doch ein wenig suspekt. So bin ich froh, dass das hier klappt.
Gegenüber auf der anderen Talseite ragt der Rocciamelone spektakulär in den Himmel. Irgendwie unglaublich, dass ich da vorgestern oben war.
Es geht über kleine Straßen von Dorf zu Dorf, völlig entspannt und ohne größere Höhenunterschiede. An einem Brombeerbusch irgendwo unterwegs bediene ich mich reichlich, ein Pflaumenbaum liegt leider unerreichbar hinter einem verwilderten Zaun.
Sotto und Assière heißen die nächsten Dörfer, dann folgt Menolzio. Hier zweigt die GTA ab und beginnt mit der Bergwertung hinauf zur Alpe Toglie.
Zunächst ist die Steigung noch moderat, über eine Mulatteria geht es durch Kastaniengärten bis zu einem großen Picknickplatz. Heute ist Ferragosto, so ist jeder Grill von Familien umlagert, der Qualm von Feuer und Holzkohle ist vermischt mit herrlichem Grillduft. Hier mag ich mich am liebsten dazustehen, denn das Grillen geht mir während meiner Tour schon ziemlich ab.
Aber es hilft ja nichts, ich muss weiter, und eingeladen werde ich leider auch nicht.
Nach einem kurzen Stück auf einer bergwärts führenden Straße zweigt ein Fußweg ab, der sofort zeigt, dass es nun ernst wird. Steil geht es nun für zwei Stunden bergauf durch einen Buchenwald, weiter oben dominieren Lärchen.
Als ich auf eine kleine Almstraße stoße ist das Anstrengendste geschafft. Drei Kehren noch, dann stehe ich vor der Alpe Toglie.
Diese hat in GTA- Kreisen einen eher mittelprächtigen Ruf. Da die Übernachtung hier jedoch ohne Alternative ist, wenn man den direkten Weg von Susa nach Usseaux oder Fenestrelle wählt, versuche ich, unvoreingenommen zu sein und betrete, am zu dieser Zeit leeren Stall vorbei das Almgebäude. Ich stehe direkt in einer Art großer Bauernhof- Wohnküche, in der der Fernseher läuft mit einer italienischen Game Show, während die Wirtin und ihre Mutter irgendwelche Küchenarbeiten verrichten, mich aber gleichzeitig freundlich begrüßen. Ich bekomme direkt ein Bier in die Hand gedrückt, während ich den Personalausweis herauskrame für die Aufnahme der Personalien.
Dann zeigt mir die Wirtin die Posto Tappa- Schlafstube. Diese ist erstaunlich groß und sehr sauber, vom Geruch der Kühe ringsum ist nichts zu merken.
Danach setze ich mich vor die Alpe auf eine Holzbank in die Sonne. Der Wetterbericht war heute pessimistischer als das tatsächliche Geschehen, die Quellwolken haben zwar inzwischen die Regie am Himmel übernommen, aber die Sonne ist weiterhin ebenfalls präsent, und der Regen bleibt aus.
Irgendwann am Nachmittag kommen vier weitere GTA- Geher. Es sind Evi, Caro, Theo und Markus aus Bad Aibling, die für zwei Wochen südwärts gehen und geplant haben, dabei bis Sambuco zu kommen.
So sitzen wir dann zu fünft beim Abendessen in der rustikalen Almküche, im Fernseher läuft nun eine Doppelfolge IMMENHOF auf Italienisch. Wir sitzen rund um die eine Hälfte des Tisches, während sich um die andere die Familie einschließlich der inzwischen von der Almarbeit hereingekommenen Männer niedergelassen hat. Zum Essen gibt es unter anderem viel Käse direkt hier von der Alm sowie Pasta Bolognese, die so lecker ist,dass ich sie statt des mich nicht so ansprechenden Hauptganges nochmal nehme. Die Stimmung unter uns ist bestens, und natürlich sorgt das skurrile Ambiente für einige lustige Momente.
Glück des Tages: Die Alpe Toglie ist nicht Il Trucco.
Gelaufen: 12,1 Kilometer
Bergauf: 1.051 Hm
Bergab: 125 Hm
Höchster Punkt: Alpe Toglie (1.534m)
Übergänge: keine
Gipfel: keine