Der Wetterbericht ist mit der Ankündigung von Schauern und Gewittern so schlecht, dass eine längere Wanderung, zumal wie die nächste Etappe in größeren Höhen, schlicht unverantwortlich wäre. Deswegen bin ich auch gestern nicht von Alagna aus ins Valle Vogna weitergewandert. Dies hole ich heute nach, womit sich ein halber Ruhetag ergibt. Morgen geht es dann bei deutlich besserem Wetter wieder hoch hinaus.
Das Frühstück kann ich mir an der Confiserie- Theke des Ristorante selbst aussuchen. Ich wähle zum Americano ein Stück Schokotorte, das ebenso vorzüglich ist.
Das Albergo hier in Piode war sehr gut, und der Halbpensionspreis mit allem Schnick und Schnack 10 Euro billiger als ein einfaches Zimmer in Alagna ohne Frühstück.
Um halb 10 stehe ich an der Bushaltestelle. Der Bus kommt pünktlich, heute muss ich meinen Rucksack unten ins Gepäckfach legen. Während ich die Fahrkarte kaufe, das funktioniert dieses Mal und kostet wie immer in Italien verblüffend wenig, winkt mir hinten im Bus jemand zu. Es ist Jakob, der Lübecker, der anderthalb Tage gesundheitlich angeschlagen in Varallo pausiert hat und nun in Alagna wieder in die GTA einsteigen möchte.
Dass wir uns hier wiedertreffen, damit hat keiner von uns gerechnet, und wir tauschen uns kurz aus, jedenfalls soweit das mit Maske und im Lärm des Busses möglich ist.
Mein heutiger Plan: Ich spare mir den halbstündigen Talhatscher südlich von Alagna in Hörweite der Staatsstraße und beginne in Riva Valdobbia. Hier steige ich aus, nehme mir aber viel Zeit für das gemütliche Schlendern durch die schönen Gassen dieses Dorfes. Das Zentrum blieb von Bausünden weitgehend verschont, schöne alte Häuser, eine schmucke Kirche und belebte Cafés - eine angenehme und entspannte Atmosphäre.
Im örtlichen Alimentari gebe ich noch einmal meiner Sucht nach und decke mich mit Aprikosen ein, dann beginne ich den heutigen Wandertag. Am Himmel sind inzwischen viele zum Teil dunkle Wolken hinzugekommen, vor allem Richtung Monte Rosa, hier aber scheint noch die Sonne.
Der Via delle Capelle, ein gut ausgebauter Steinplattenweg, kürzt die Serpentinen des Sträßchens ins Valle Vogna ab. Nach Überwindung der Steilstufe am Talanfang mündet die GTA zusammen mit der blauen VIA ALPINA an besagter Kapelle auf die Talstraße ein. Diese ist zum Glück kaum befahren und nach kurzer Strecke auch gesperrt für den normalen Verkehr.
Nach insgesamt kaum anderthalb Stunden habe ich das Hauptdorf des Tales erreicht: Sant'Antonio di Valle Vogna. Dieses besteht aus dem Wirtshaus, einer Kapelle und einer Handvoll Walserhäuser.
Ich kann mir unterm Dach ein Bett aussuchen, alles scheint frei zu sein. Und tatsächlich übernachten dann auch nur Jakob, der eine Stunde nach mir ankommt, und ich hier; jeder hat einen Schlafraum für sich.
Ich kaufe mir ein Magnum- Eis und setze mich zu drei Schweizern, die am Tisch vor dem Haus für mich zusammenrücken. Ein nettes Gespräch entsteht, bald fängt es jedoch an zu regnen und die drei fahren mit ihren Rädern wieder Richtung Alagna.
Es regnet fast den ganzen Nachmittag, das angesagte Gewitter bleibt aber bis auf einige Donner in weiter Ferne aus. In einer Regenpause gehe ich ein paar Schritte taleinwärts, komme aber nicht weit bis es wieder anfängt.
Für die nächsten Tage ergibt sich wieder eine kleine Planänderung: Die Seilbahn in Oropa wird in diesem Jahr überholt und fährt nicht. Also muss ich dort hinauf steigen, was kein Problem ist aber Zeit kostet. Wir werden sehen, es ist noch ein wenig Zeit bis dahin.
Mit Jakob quatsche ich ziemlich lange über das Fernwandern, die GTA und amerikanische Trails. Dann gibt es Abendessen, und dieser Fast- Pausentag geht in aller Ruhe zu Ende.
In meinem Schlafraum ist es ziemlich kalt, so werde ich diese Nacht vorsichtshalber mal den Schlafsack auspacken.
Glück des Tages: Die halbe Stunde in Riva Valdobbia.
Gelaufen: 4,9 Kilometer
Bergauf: 275 Hm
Bergab: 12 Hm
Höchster Punkt: Sant'Antonio di Valle Vogna (1.381m)
Übergänge: keine
Gipfel: keine