Samstag, 9. Juli 2022

42. Tag: 05. Juli 2022 Lana - Naturns

Heute ist wieder Flip Flop angesagt, denn ich gehe diese Etappe rückwärts, das heißt von Naturns nach Lana, und fahre dann wieder mit Bahn oder Bus nach Naturns zurück. 
Noch vor dem Frühstück leere ich meinen Rucksack, denn Zelt, Schlafsack und einiges mehr brauche ich heute nicht zu tragen.
Beim Frühstück ist es so herrlich sonnig  dass ich mich auf die Terrasse setzen kann.Mein heutiger Weg beginnt direkt hinter dem Hotel, denn zur am Hang entlang verlaufenden Vogeltennpromenade brauche ich nur dem Schlossweg 100 Meter zu folgen.
Ich laufe am Anfang durch die Naturnser Weinberge, einige Infotafeln geben Auskunft über die angebauten Sorten. Bei weniger steiler Hangneigung stehen dann wieder die gewohnten Apfelbäume Spalier.
Bald komme ich mit einer Frau ins Gespräch, die ihre Morgenrunde dreht. Dafür schaffe sie sich jeden Vormittag Zeit, eine Stunde hin und eine Stunde zurück. Langweilig würde das nie, meint sie, Weg und Aussicht sähen fast jeden Tag anders aus. Ihre Tochter wohnt in Lana, sie sei aber noch nie auf die Idee gekommen, dorthin zu laufen.
Vor Rabland zieht es sich zu. Die Quellwolken, die sich vorher aufgelöst hatten, ziehen nun in das Tal, es fällt sogar kurz ein wenig Regen. Bald kommt jedoch die Sonne wieder raus.
Höhepunkt der ersten Tageshälfte ist eine kleine Hängebrücke über einen rauschenden Bach. Diese schwankt so stark, dass ich ihre Schwingungen noch Minuten später in den Beinen spüre.
In Partschins endet der Höhenweg für mich. Ich laufe durch den Ort und dann hinab bis zur Etsch und nach Töll. 
An dieser Talenge endet der Vinschgau, da die Etsch nun fast 200 Höhenmeter hinabstürzt ins Becken von Meran. Schon die Römer hatten an dieser günstig an ihrer Via Claudia Augusta Augsburg- Trient gelegenen Stelle eine Zollstation, die sich fast 2.000 Jahre gehalten hat und erst 1892 aufgelöst wurde.
Heute findet sich hier ein das Gefälle nutzendes Kraftwerk und der Beginn des Marlinger Waals, der das Etschwasser am Hang entlang bis nach Lana bringt. Entlang diesem künstlichen Bach verläuft der Marlinger Waalweg.
Dieser ist eines der touristischen Highlight des Meraner Umlandes, um so schöner dass ich ihn nicht am Wochenende oder im August begehen brauche. Bereits in Töll wird man informiert, welche Gasthäuser entlang des Weges geöffnet haben.
Der Marlinger Waal verläuft im Gegensatz zum Brandiswaal gestern offen, das heißt man wandert über viele Kilometer bei gleichbleibendem Gefälle - oder Steigung, je nach Laufrichtung - am Wasser entlang. Dieses wird zwar über lange Strecken in einem Betonkorsett geführt, jedoch begleitet einen stets als beruhigender Grundsound sein Plätschern. Außerdem läuft man wegen der den Waal umgebenden Feuchtigkeit und der daraus sich entwickelnden Vegetation meist im Schatten.
Viele Gründe also für ein entspanntes Wandern bei prächtiger Aussicht, erst auf Meran, dann das Etschtal hinunter und schließlich auf Lana.
Einmal tröpfelt es kurz von oben, ich kann mich jedoch unter den Bäumen einer der heute geschlossenen Wirtschaften unterstellen.
Die Wirtschaft Waalheim ist schließlich geöffnet, und ich kehre bei herrlicher Aussicht ein auf eine Buchweizentorte.
Schließlich erreiche ich nach langer und genüsslicher Aussichtswanderung Lana. 
Als Eisenbahnfreund wollte ich für dir Rückfahrt nach Naturns eigentlich die Bahn nehmen. Jedoch zeigt sich, dass die Strecke zwischen Marling und Töll zur Zeit umfangreich saniert wird und ohne Schienen daliegt. Also fahre ich wieder mit dem Bus.
In meinem Hotel gibt es einen Swimmingpool, in dem ich wie gestern noch kurz ein paar Bahnen ziehe; so werden auch mal andere als nur die Laufmuskeln benutzt.

Glück des Tages: Wieder einmal ist es der herrliche Ausblick heute.

Gelaufen: 23,9 Kilometer  
Bergauf: 386 Hm  
Bergab: 592 Hm  
Höchster Punkt:  Steig oberhalb Rabland (717m)
Übergänge: keine
Gipfel: keine 

Ausrüstung

" Ihm gehörten die Dinge in seinen Taschen, die Kleidung, die er trug, und die Schuhe an seinen Füßen. Das war alles, und es genügte. ...