Sonntag, 10. Juli 2022

44. Tag: 07. Juli 2022 St. Peter im Kofel - Laas - Goldrain

Beim Frühstück habe ich mich entschlossen, morgen einen Ruhetag einzulegen. Leider ist die Rezeption nicht besetzt, und ich möchte den Zug um kurz vor 8 erreichen, so kann ich nicht klären, ob ich hier eine Nacht verlängern kann. Also werde ich von unterwegs nachfragen.
Mit der Seilbahn schwebe ich wieder hinauf nach St. Martin im Kofel. Mit mir ist nur eine ältere 'Pendlerin' in der Kabine, die zum Arbeiten hier herauf fährt. 
Heute habe ich mehr Zeit als gestern Abend, und kann mich ein wenig umsehen. Wie ein Adlerhorst liegt das winzige Dorf über dem Vinschgau. 
Die kleine Kirche ist sehenswert, und es gibt hier oben sogar eine Schule.
Der Vinschger Höhenweg verläuft wie gestern äußerst aussichtsreich durch den Steilhang. Cevedale und Palon de la Mare grüßen im Morgenlicht herüber und die Tiefblicke sind atemberaubend.
Auf einer Bank mit fantastischem Tiefblick frage ich im Hotel nach wegen der Verlängerung meines Aufenthaltes. "Kein Problem" meint die Chefin und auch mein ruhiges Zimmer kann ich behalten.
Kurz vor der bekannten und schon von weitem sichtbaren Hängebrücke kommt mir ein Bergläufer entgegen. Offenbar auch froh um eine kurze Pause fachsimpeln wir ein wenig über Bergschuhe. Er zeigt mir seine Laufschuhe, bei denen die Zehen einzeln ausgearbeitet sind; das strenge anfangs unheimlich an, sei aber dann unglaublich gut für den Grip. Was es alles gibt.
Die Hängebrücke ist anschließend die große Show des Tages: Sie ist ausgearbeitet im besten INDIANA JONES- Stil und führt über eine tiefe Schlucht. Damit sie nicht so schwankt wie die Brücke vorgestern in Partschins ist sie mit einigen Halteseilen seitlich fixiert. Für Nicht-Schwindelfreie bestimmt trotzdem eine echte Herausforderung.
Nun zieht es sich wieder ein wenig zu, und es kommt ordentlich Wind auf; "Nordföhn" nannte es der Wetterbericht heute früh.
Nach einer längeren Passage am Hang hoch über dem Tal verlasse ich den Vinschger Höhenweg und steige auf einem steilen Pfad in Richtung Schlanders ab. Unterhalb von Schloss Schlandersberg erreiche ich den Grund eines Seitentals.
Direkt jenseits einer kleinen Brücke stoße ich auf den Ilzwaal, der mich oberhalb von Schlanders bei mäßigem Gefälle durch den Hang und später durch kunstvolle Steilterrassen führt, auf denen Wein, Äpfel oder Aprikosen wachsen.
An seinem Ende muss ich nur einige Dutzend Höhenmeter steigen und bin kurz darauf am Zaalwaal angekommen. Dieser führt jedoch nur wenig Wasser, das noch dazu kurz darauf abgeleitet wird, so dass ich danach an einem leeren Bachbett entlang wandere.
Am Sportplatz von Kortsch habe ich schließlich den Talgrund des Vinschgaus erreicht. Jedoch ragt vor mir der große flach aber kontinuierlich ansteigende Schwemmkegel von Allitz auf, der mich noch von Laas trennt. Kortscher Leiten heißt ein als Naturschutzgebiet geschützter schmaler Streifen zwischen den den Schwemmkegel bedeckenden Apfelplantagen und der nordseitigen Felswand; diesen stapfe ich nun hinauf, bis ich oben die Häuser von Allitz erreiche. Hier blickt man schön auf Schlanders zurück.
Eigentlich müsste es nun ganz einfach nach Laas hinuntergehen. Jedoch haben sich die Wegeplaner zusammen mit den örtlichen Apfelbauern noch diverse Wegverlängerungen und Schlenker zwischen den Plantagen einfallen lassen, welche die Route empfindlich verlängern.
Aber irgendwann ist Laas erreicht, ein schmucker Ort mit schönem, fast städtischem Kern.
Ich ergänze beim hiesigen SPAR meine Vorräte, insbesondere fürs Abendessen, und gehe dann zum Bahnhof hinüber. Hier stapelt sich der Reichtum des Ortes: Riesige Blöcke des berühmten weißen Laaser Marmors warten zu Hunderten auf Verarbeitung oder Transport; es blendet fast, als die Sonne herauskommt.
Zurück nach Goldrain sind es 20 Minuten Fahrt mit dem Zug. 
Zum auf dem Balkon sitzen ist es heute Abend leider viel zu windig und zu kalt. 
Morgen habe ich frei, ich freue mich richtig auf den Ruhetag.

Glück des Tages: Laas erreicht zu haben, finally.

Gelaufen: 23,8 Kilometer  
Bergauf: 530 Hm  
Bergab: 1.364 Hm  
Höchster Punkt:  St. Martin im Kofel  (1.737m)
Übergänge: keine
Gipfel: keine 

Ausrüstung

" Ihm gehörten die Dinge in seinen Taschen, die Kleidung, die er trug, und die Schuhe an seinen Füßen. Das war alles, und es genügte. ...